Grundlagen der Theosophie

Theosophie ist die Summe der Wahrheiten, welche die Grundessenz aller Religionen ausmachen und welche von keiner Religion als alleiniger Besitz beansprucht werden kann. Als ein Bereich innerhalb der Geisteswissenschaften lehrt sie den Menschen, seinen Geist zu erkennen mit Verstand und Körper als seinen Dienern. Sie erklärt die Schriften und Glaubenssätze der Religionen durch Aufdecken ihrer verborgenen Bedeutungen, um sie verstandesmäßig und intuitiv nachvollziehen zu können. Sie rückt den Tod an seinen angestammten Platz als ein  immer wieder kehrendes Ereignis in einem endlosen Leben und öffnet so das Tor zu einem reicheren und freundvolleren Leben.

Was also sind die wesentlichen Grundsätze der Theosophie?

Bewusstsein, universell und individuell

Das Universum ist kein Platz, wo die Naturkräfte nur rein zufällig wirken. Jedes Ereignis läuft seit Anbeginn der Zeiten nach bestimmten, dem Universum innewohnenden Gesetzen ab. Diese Gesetze sind Ausdruck eines Bewusstseins. Alles Existierende, vom Elektron bis zum größten Stern ist von Bewusstsein erfüllt. Diese fundamentale Realität ist so sehr jenseits unserer Auffassungsgabe, dass sie von Weisen und Heiligen widersprüchlich beschrieben wurde. Viele nannten diese Realität ‚Gott‘, einige nannten sie Gesetz, Himmel, Schöpfer, Evolution. Jeder Mensch, gemäß seinem  Temperament  und seiner Erfahrung, muss entscheiden, wie er dieses Bewusstsein, welches alles lenkt, betrachten will. Wir wollen es „ Logos“ nennen.

Die Unsterblichkeit des Menschen

Die nächste große Wahrheit ist, dass die Natur des Logos in jedem Mann und jeder Frau innewohnt. Wir sind nicht einfach nur Körper, die dahinscheiden. Körper sind nur unsere Gewänder, welche wir für eine Weile tragen und sie dann ablegen. Wir sind unsterbliche Seelen. Der vollkommene Logos wohnt auch in uns, dafür leben wir und haben unser Sein in Ihm. Wir sind uns unserer göttlichen Natur so lange nicht bewusst, bis wir erwachen.

Reinkarnation

Wir werden geboren, um unsere wahre Natur zu erkennen. Unsere Geburt ist der Eingang in eine Werkstatt oder ein Labor, wo wir durch Arbeit langsam unsere Fähigkeiten entfalten. Es ist aber nicht möglich, die göttliche Natur durch Erfahrungen eines Lebens in uns zu erkennen, deswegen werden wir immer und immer wieder geboren. Wir treten ins Leben, wir werden geboren, wir wachsen, wir handeln, wir erledigen unsere Arbeit und wir kehren zurück. Unsere Rückkehr ist der TOD. Nach einer Ruhepause im „Himmel“ wachsen wir an der Erkenntnis bisher unerreichter Freuden, werden wieder geboren, reiner, stärker, weiser, und werden  weiter danach streben, unsere Fähigkeiten des Denkens, Fühlens und Handelns zu vervollkommnen. Das ist Reinkarnation.

Karma

In unserem Leben und Handeln sind wir manchmal erfolgreich und manchmal scheitern wir. Wir tun Gutes und wir tun Böses, werden geführt von Altruismus oder  Egoismus. Wenn wir Böses tun, erzeugen wir Unstimmigkeiten in der universellen Harmonie und müssen dann diese Harmonie wieder herstellen. Das Böse, das wir getan haben, muss durch neues Gutes wieder ausbalanciert werden. Das hinzugefügte Gute muss zu einem weitreichenderen Guten umgeformt werden. Diesen Prozess von Säen und Ernten nennt man Karma. Er ist das Gesetz der Wiederanpassung, das ein Mensch durch jeden seiner Gedanken, Worte und Taten in die Wege leitet.

Die universelle Bruderschaft

Da alle Seelen göttlich sind, sind alle Seelen gleichwertig. Es gibt junge und alte Seelen, aber alle sind Brüder. Trotz der Unterschiede von Herkunft, Fähigkeiten,  Umfeld, Rasse, Glauben, Stand und Hautfarbe, Güte oder Bösartigkeit, besteht zwischen allen Menschen eine gemeinsame Bruderschaft. Alle, ob reich oder arm, wissend oder unwissend,  bilden eine Kette, und die Stärkeren wachsen dadurch, dass sie die Schwächeren unterstützen. Bruderschaft ist das Gesetz von Wachstum für alle Menschen.

Gottes Plan - Evolution

Es gibt zwei ewige Rätsel: das Rätsel des Logos und das Rätsel des Menschen. Alles, was wir bezüglich des Logos postulieren, über Güte, Heiligkeit, Wahrheit und Schönheit, wohnt im Mensch.  Religion, Philosophie, Wissenschaft, Kunst, Handel, Industrie, Philanthropie, all dies sind Kanäle, durch die die göttliche Natur herabsteigt, um ihre Schönheit zu enthüllen.  Durch die Entwicklung unserer Tugenden und Leistungen, und die damit verbundenen Kanäle, steigt unsere menschliche Natur zur Göttlichkeit auf.

Theosophie bedeutet Weisheit Gottes.  Sie ist eine Darstellung der Arten von Handlungen des göttlichen Geistes. Alle unsere Fragen werden gelöst, wenn wir ‚Gottes Plan‘, Evolution, verstehen. Dieses Verständnis ist das Erbe jeder Seele. Aber nur der wird es besitzen, der lernt, ein Bruder aller Lebewesen zu sein, denn nur durch liebevolle Handlungen vollzieht sich die göttliche Weisheit und durch liebevolle Handlungen werden wir zu Weisheit gelangen.

Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft studieren diese Wahrheit, Theosophen bemühen sich, diese zu leben.
Jeder, der diese Wahrheiten studieren möchte, der tolerant ist, sich hohe Ziele steckt und bereit ist, beharrlich an sich zu arbeiten, ist als Mitglied willkommen. Ob er ein wahrer Theosoph wird, bleibt ihm selbst überlassen.


Diese Definitionen sind der Webseite der TG Adyar, Hauptquartier in Indien www.ts-adyar.org, entnommen. 
Originaltitel: "Fundamentals of Theosophy"
Übersetzung aus dem Englischen