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Ergänzender Text zum letzten Vortrag

Ergänzender Text zum letzten Vortrag

06. November 2024 ‍ ‍ ‍ ‍ ‍ ‍ ‍ ‍ ‍ ‍

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Online Vorträge‍ 2023

Ergänzender Text

 

Liebe Leserinnen und Leser,

in Ergänzung zu dem Vortrag von Esther Pockrandt "Den Inneren Drachen zähmen" schicken wir Euch folgenden Text von H.P. Blavatsky.


 

Das Schlangensymbol

§ X

BAUM-, SCHLANGEN- UND KROKODILVEREHRUNG

„Dem Gegenstand des Entsetzens oder der Anbetung, der Schlange, begegnen die Menschen mit unversöhnlichem Hass, oder sie werfen sich vor ihrem Genius zu Boden. Die Lüge erwählt sie, die Klugheit beansprucht sie, der Neid trägt sie in seinem Herzen und die Beredsamkeit auf ihrem Stabe. In der Hölle bewaffnet sie die Geißel der Furien, im Himmel macht die Ewigkeit sie zu ihrem Symbol.” – de Chateaubriand

Die Ophiten behaupteten, zwischen Gott und Menschen existierten unterschiedliche Arten von Genien und dass deren relative Überlegenheit vom Maß des jedem Einzelnen gewährten Lichts entschieden werde. Und sie beteuerten, dass man die Schlange beständig anrufen und ihr danken müsse für den außerordentlichen Dienst, den sie der Menschheit erwiesen habe, denn sie hätte Adam gelehrt, sein Wesen würde unermesslich erhöht durch die Erkenntnis und Weisheit, die er mit dem Genuss der Frucht des Baums der Erkenntnis von Gut und Böse erlangen könne. Das wurde exoterisch als Grund angegeben.

Man kann leicht sehen, wo die ursprüngliche Idee dieses doppelten, janusartigen guten und des bösen Charakters der Schlange herstammt. Dieses Symbol gehört zu den ältesten, weil die Reptilien den Vögeln vorausgingen und die Vögel den Säugetieren. Daher der Glaube oder vielmehr der Aberglaube der wilden Völker, die meinen, dass die Seelen ihrer Vorfahren in dieser Form leben und die verbreitete Verbindung der Schlange mit dem Baum. Die Legenden über die unterschiedlichen Dinge, die sie darstellt, sind zahllos; da aber die meisten von ihnen allegorisch sind, sind sie jetzt in die Reihe der auf Unwissenheit und finsterem Aberglauben beruhenden Fabeln übergegangen. Wenn beispielsweise Philostratos erzählt, dass die Eingeborenen Indiens und Arabiens Herz und Leber von Schlangen verspeisten, um die Sprachen aller Tiere zu erlernen, weil man der Schlange diese Fähigkeit zuschrieb, hatte er sicherlich niemals im Sinn, dass seine Worte buchstäblich verstanden würden (siehe „Vita Apollinii“, 1, xiv). Wie man im Verlauf unserer weiteren Ausführungen mehr als einmal finden wird, wurden die „Weisen“, die initiierten Adepten der alten Zeiten, als „Schlangen“ und „Drachen“ benannt. Es war ihre Weisheit und ihre Gelehrsamkeit, die von ihren Anhängern verschlungen oder assimiliert wurden, daher die Allegorie. Wenn vom skandinavischen Sigurd in einer Fabel erzählt wird, dass er das Herz des von ihm erschlagenen Drachens Fafnir geröstet habe und dadurch der weiseste der Menschen geworden sei, so hat das dieselbe Bedeutung. Sigurd war in den Runen und magischen Zaubern unterrichtet; er empfing das „Wort“ von einem Initiierten mit jenem Namen, oder von einem Zauberer, woraufhin Letzterer verstarb, wie es viele tun, nachdem sie „das Wort weitergegeben haben“. Epiphanius gibt ein Geheimnis der Gnostiker preis, als er versucht, ihre Ketzereien zu enthüllen: Die gnostischen Ophiten, sagt er, hatten einen Grund, die Schlange zu verehren, „nämlich weil sie die ersten Menschen die Mysterien lehrte“ („Adv. Haeres.“, 37). Wahrhaftig so; aber sie dachten nicht an Adam und Eva im Garten, als sie dieses Dogma lehrten, sondern lediglich an das oben Festgestellte. Die Nagas der hinduistischen und tibetanischen Adepten waren menschliche Nagas (Schlangen), keine Reptilien. Obendrein war die Schlange zu allen Zeiten das Sinnbild der aufeinanderfolgenden und periodischen Erneuerung, der Unsterblichkeit und der Zeit.

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Die in „The Natural Genesis“ gegebenen zahlreichen und außerordentlich interessanten Deutungen, Interpretationen und Tatsachen über die Schlangenverehrung sind sehr geistreich und wissenschaftlich korrekt. Aber sie sind sehr weit davon entfernt, der Gesamtheit der darin enthaltenen Bedeutungen gerecht zu werden. Sie enthüllen lediglich die astronomischen und physiologischen Mysterien, einschließlich einiger kosmischer Phänomene. Auf der niedrigsten Ebene der Materialität war die Schlange zweifellos das „große Geheimnis in den Mysterien“ und wurde sehr wahrscheinlich wegen „ihrer Häutung und Selbsterneuerung als Sinnbild der weiblichen Geschlechtsreife betrachtet“. So verhielt es sich jedoch lediglich in Bezug auf die das irdische, tierische Leben betreffenden Geheimnisse, denn als das Symbol der „Neubekleidung und Wiedergeburt in den (universalen) Mysterien“ war ihre „letzte Phase“* (* „The Natural Genesis“ von Gerald Massey, Band 1, S. 340.) – oder sollen wir besser sagen die Phasen ihres Anbeginns und ihres Gipfelpunktes – nicht von dieser Ebene. Sie entstanden in dem reinen Bereich idealen Lichts, und nachdem sie die Runde des gesamten Zyklus der Anpassungen und Symbolik vollendet hatten, kehrten die „Mysterien“ dorthin zurück, woher sie gekommen waren – in die Essenz immaterieller Ursächlichkeit. Sie gehörten der höchsten Gnosis an. Ihren Namen und Ruhm hätten sie sicherlich niemals einzig und allein deshalb erlangen können, weil sie in physiologische und insbesondere weibliche Funktionen eingedrungen waren !

Als Symbol hatte die Schlange ebenso viele Aspekte und okkulte Bedeutungen wie der Baum selbst, der „Baum des Lebens“, mit dem sie emblematisch und nahezu unauflöslich verbunden war. Einerlei, ob als metaphysisches oder als physisches Symbol betrachtet, wurden Baum und Schlange, zusammen oder jedes für sich alleine, im Altertum niemals so erniedrigt wie heute in unserem gegenwärtigen Zeitalter der Zerstörung der Idole, nicht um der Wahrheit willen, sondern um die eher gröbere Materie zu verherrlichen. Die Enthüllungen und Erklärungen in „Rivers of Life“ hätten die Verehrer von Baum und Schlange in den Tagen archaischer chaldäischer und ägyptischer Weisheit zutiefst erstaunt; und selbst die frühen Shivaisten wären entsetzt vor den Theorien und Anregungen des Verfassers des genannten Werkes (J. G. R. Forlong) zurückgeschreckt. „Payne Knights und Inmans Vorstellung, das Kreuz oder Tau sei lediglich ein Abbild der männlichen Organe in einer triadischen Form, ist von Grund auf falsch“, schreibt G. Massey, der beweist, was er sagt. Das aber ist eine Feststellung, die ebenso gut auf nahezu alle modernen Erklärungen alter Symbole angewendet werden könnte. „The Natural Genesis“, ein monumentales Forschungs- und Gedankenwerk, das Vollständigste, was jemals über diesen Gegenstand veröffentlicht worden ist, umfasst große Gebiete und erklärt viel mehr als alle Symbologen, die bisher darüber schrieben, und geht doch nicht über das „psycho-theistische“ Stadium alten Denkens hinaus. Payne Knight und Inman lagen jedoch nicht vollkommen falsch; ausgenommen darin, dass es ihnen überhaupt nicht gelang zu erkennen, dass ihre Interpretationen des „Baumes des Lebens“ als Kreuz und Phallus lediglich im niedersten und im spätesten Zustand der evolutionären Entwicklung zur Idee des Lebensspenders passten und sich ihm annäherten. Es war die letzte und gröbste körperliche Umwandlung der Natur im Tier, Insekt, Vogel und selbst in der Pflanze; denn der zweieinige kreative Magnetismus in der Form der Anziehung der Gegensätze oder der geschlechtlichen Polarisation wirkt sich bei der Erschaffung eines Reptils oder Vogels genauso aus wie bei der des Menschen. Überdies können die modernen Symbologen und Orientalisten – vom Ersten bis zum Letzten – in ihrer Unkenntnis der wirklichen, durch den Okkultismus enthüllten Geheimnisse notwendigerweise lediglich dieses letzte Stadium sehen. Würde man ihnen sagen, dass die gegenwärtig der gesamten Daseinswelt dieser Erde eigene Art der Fortpflanzung nur eine vorübergehende Phase darstellt, ein physisches Mittel, um die Bedingungen für die Phänomene des

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Lebens zur Verfügung zu stellen und sie selbst hervorzubringen, und dass sie sich mit dieser Wurzelrasse ändern und mit der nächsten verschwinden werden – so würden sie über einen derartig abergläubischen und unwissenschaftlichen Gedanken lachen. Die gelehrtesten Okkultisten behaupten aber genau das, weil sie es wissen. Die Gesamtheit aller lebenden Wesen, all jener, die ihre Spezies fortpflanzen, ist der lebendige Zeuge für die verschiedenen Arten der Fortpflanzung in der Evolution der tierischen und menschlichen Arten und Rassen; und ein Naturforscher sollte den Sinn dieser Wahrheit intuitiv erspüren, auch wenn er noch nicht dazu imstande ist, sie zu beweisen. Wie könnte er das auch mit den gegenwärtigen Denkgewohnheiten ! Die Marksteine der archaischen Geschichte der Vergangenheit sind selten und rar, und die von den Wissenschaftlern aufgefundenen werden irrtümlich für Wegweiser unserer kleinen Ära gehalten. Selbst die sogenannte „universale“ ( ?) Geschichte umfasst lediglich ein winziges Feld des nahezu grenzenlosen Raums unerforschter Gebiete unserer letzten Wurzelrasse, der fünften. Daher wird jeder neue Wegweiser, jede neue Glyphe der altersgrauen Vorzeit, die entdeckt wird, dem alten Bestand des Wissens zugeordnet, um nach denselben Regeln vorgefasster Vorstellungen erklärt zu werden und ohne irgendwelche Rücksichtnahme auf den besonderen Gedankenzyklus, dem diese besondere Glyphe angehören mag. Wie kann die Wahrheit jemals ans Licht kommen, wenn diese Methode niemals geändert wird !

Die Degeneration des Symbols!

So waren Baum und Schlange im Anbeginn ihrer gemeinschaftlichen Existenz als Glyphen für das unsterbliche Dasein wahrhaft göttliche, bildliche Darstellungen. Der Baum war umgekehrt, seine Wurzeln entsprangen im Himmel und wuchsen aus der Wurzellosen Wurzel des Allseins. Sein Stamm wuchs und entwickelte sich und durchmaß dabei die Ebenen des Pleroma, und er trieb seine üppigen Zweige quer aus, zunächst auf der Ebene der noch kaum differenzierten Materie, und dann hinunter, bis sie die irdische Ebene berührten. Von Ashvattha, dem Baum des Lebens und Daseins, dessen Zerstörung allein zur Unsterblichkeit führt, heißt es deshalb in der Bhagavadgita, seine Wurzeln würden aufwärts und seine Zweige abwärts wachsen (Kap. xv) Die Wurzeln repräsentieren das Höchste Wesen oder die Erste Ursache, den Logos; man muss aber über jene Wurzeln noch hinausgehen, um sich mit Krishna zu vereinigen, der, wie Arjuna sagt (xi), „größer ist als Brahman und die Erste Ursache . . . das Unzerstörbare, das, was ist, das, was nicht ist, und das, was jenseits dieser beiden steht.“ Seine Zweige sind Hiranyagarbha (Brahmâ oder Brahman in seinen höchsten Manifestationen, sagen Sridhara und Madhusudana), die höchsten Dhyan Chohans oder Devas. Die Veden sind seine Blätter. Nur derjenige, der über die Wurzeln hinausgeht, wird niemals zurückkehren, d. h. er wird während dieses „Zeitalters“ Brahmâs nicht mehr reinkarnieren.

Als seine reinen Äste den irdischen Schlamm des Gartens von Eden unserer adamischen Rasse berührt hatten, wurde dieser Baum folglich durch die Berührung beschmutzt und verlor seine ursprüngliche Reinheit; und die Schlange der Ewigkeit – der himmelsgeborene Logos – wurde endgültig erniedrigt. In den alten Zeiten – den göttlichen Dynastien auf der Erde – wurde das jetzt gefürchtete Reptil als der erste aus dem Abgrund des göttlichen Geheimnisses hervorscheinende Lichtstrahl angesehen. Man ließ es unterschiedliche Formen annehmen und passte zahlreiche natürliche Symbole daran an, während es die Äonen der Zeit durchmaß: als es aus der unendlichen Zeit selbst – Kala – in Raum und Zeit fiel, die sich aus der menschlichen Spekulation entwickelt hatten. Diese Formen waren kosmisch und astronomisch, theistisch und pantheistisch, abstrakt und konkret. Sie wurden der Reihe nach zum Polaren Drachen und zum Kreuz des Südens, zum Alpha Draconis der Pyramide und zum hinduistisch-buddhistischen Drachen, der die Sonne immer bedroht, sie jedoch während ihrer Verfinsterungen niemals verschlingt. Bis dahin blieb der Baum

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stets grün, denn er war mit den Wassern des Lebens benetzt; der große Drache blieb immer göttlich, solange er in den Bezirken des Sternengefildes gehalten wurde. Aber der Baum wuchs, und seine unteren Zweige berührten schließlich die höllischen Regionen – unsere Erde. Dann nagte die große Schlange Nidhöggr – welche die Leichname der Übeltäter in der „Halle des Elends“ (dem menschlichen Leben) verschlingt, sobald sie in „Hwergelmir“, dem brausenden Kessel (der menschlichen Leidenschaften) eingetaucht sind – am Weltenbaum. Die Würmer der Materialität bedeckten die einstmals gesunden und mächtigen Wurzeln und klettern jetzt höher und höher am Stamm empor; indessen umspannt die Midgard-Schlange, am Grund der Meere zusammengerollt, die Erde und macht sie durch ihren giftigen Atem kraftlos, sodass sie sich nicht mehr selbst verteidigen kann.

Die Drachen und Schlangen des Altertums sind allesamt siebenköpfig – „ein Haupt für jede Rasse, und jedes Haupt mit sieben Haaren darauf“, wie die Allegorie es ausdrückt. Wahrlich, von Ananta, der Schlange der Ewigkeit, die Vishnu durch das Manvantara trägt, von dem ursprünglichen Ur-Sesha, dessen sieben Köpfe in der puranischen Fantasie zu „eintausend Köpfen“ werden, bis hinab zur siebenköpfigen akkadischen Schlange. Diese versinnbildlicht die sieben Prinzipien in der gesamten Natur und im Menschen; das höchste oder mittlere Haupt ist das siebte. Philo spricht in seiner „Schöpfung der Welt „nicht vom mosaischen, jüdischen Sabbat, wenn er sagt, dass die Welt „nach der vollkommenen Natur der Zahl 6“ vollendet wurde. Denn „wenn diese Vernunft (Nous), die in Übereinstimmung mit der Zahl 7 heilig ist, in die Seele (vielmehr in den lebendigen Körper) eingetreten ist, ist die Zahl 6 damit eingesperrt und mit ihr alle sterblichen Dinge, welche diese Zahl ausmachen“. Und wiederum: „Die Zahl 7 ist der Festtag der ganzen Erde, der Geburtstag der Welt. Ich weiß nicht, ob irgendjemand imstande ist, die Zahl 7 in angemessenen Worten zu zelebrieren.“ . . . („Par.“, Seiten 30 und 419) Der Autor von „The Natural Genesis“ meint, dass „die Siebenzahl der im Großen Bären zu sehenden Sterne (die Septarshis) und der siebenköpfige Drache einen sichtbaren Ursprung für die symbolische Sieben der oben erwähnten Zeit lieferten. Die Göttin der sieben Sterne“, fügt er hinzu, „war als Kep die Mutter der Zeit; daher Kepti und Sebti für die beiden Zeiten und die Zahl sieben. So ist dies der Name des Sterns der Sieben. Sevekh (Kronos), der Sohn der Göttin, hat den Namen der Sieben oder des Siebten. Ebenso Sefekh Abu, der das Haus auf der Höhe erbaut, so wie die Weisheit (Sophia) das ihre auf sieben Pfeilern erbaute. . . Es gab sieben ursprüngliche Kronotypen, und so beruht der Anbeginn der Zeit im Himmel aufgrund der stellaren Kundgeber auf der Zahl und dem Namen der Sieben. Die sich jährlich drehenden sieben Sterne hielten gewissermaßen den Zeigefinger der rechten Hand ausgestreckt und beschrieben so am oberen und unteren Himmel einen Kreis.*

(* Aus demselben Grund wird die Einteilung der sieben Prinzipien im Menschen genauso gerechnet, weil sie in der höheren und der niederen menschlichen Natur denselben Kreis beschreiben.Die Zahl sieben legt naturgemäß eine Maßeinheit auf der Basis sieben nahe, was zu einem Siebener führen würde, wie man es nennen könnte, und zur Bezeichnung und Ausarbeitung des Kreises in sieben entsprechende Teile, welche den sieben großen Konstellationen zugeordnet wurden; und auf diese Weise wurde die himmlische Heptanomis Ägyptens am Himmel geformt. Als die himmlische Heptanomis aufgelöst und in vier Viertel geteilt wurde, multiplizierte man sie mit vier, und die achtundzwanzig Zeichen nahmen die Stelle der ursprünglichen sieben Konstellationen ein, und der lunare Zodiak von achtundzwanzig Tagen ist das aufgezeichnete Ergebnis davon.) ( So ist die siebenfältige Einteilung die älteste und ging der vierfältigen Einteilung voran. Sie ist die Wurzel der archaischen Systematik.). . . In der chinesischen Anordnung sind die vier Siebenheiten vier Genien übergeben, die den vier Himmelsrichtungen vorstehen. . . .“

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(Im chinesischen Buddhismus und der Esoterik werden die Genien durch vier Drachen dargestellt – die „Maharajas“ der Stanzen.) „Die sieben nördlichen Konstellationen ergeben den Schwarzen Krieger; die sieben östlichen (der Chinesische Herbst) bilden den Weißen Tiger; die sieben südlichen sind der Zinnoberrote Vogel, und die sieben westlichen (die Frühlingshaften) sind der Azurblaue Drache. Jeder dieser vier Geister steht seiner Heptanomis einer Mondwoche lang vor. Die Abstammung der ersten Heptanomis (Typhon mit den sieben Sternen) nahm jetzt einen lunaren Charakter an; . . . in dieser Phase finden wir, dass die Göttin Sefekh, deren Name die Zahl 7 bedeutet, das weibliche Wort ist, oder Logos an Stelle der Mutter der Zeit, welche das frühere Wort war, als Göttin der sieben Sterne“ („Typology of Time“, Band II, Seite 313, „Nat. Gen.“).

Der Verfasser zeigt, dass die Göttin des Großen Bären und die Mutter der Zeit in Ägypten seit den ältesten Zeiten das „lebendige Wort“ war, und dass „Sevekh-Kronos, dessen Typus Krokodil-Drache war, die vorplanetarische Form des Saturns, ihr Sohn und Gatte genannt wurde. Er war ihr Wort-Logos.“ (Seite 344, Band II)

Das Obige ist ganz klar, aber es war nicht die Kenntnis der Astronomie allein, welche die Alten zum Vorgang des Einteilens des Siebeners hinführte. Die ursprüngliche Ursache geht viel tiefer und wird an geeigneter Stelle erklärt werden.

Die obigen Ausführungen stellen keine Abschweifungen dar, sie werden vorgebracht, um Folgendes zu zeigen: (a) den Grund dafür, warum ein vollständig Initiierter „Drache“, „Schlange“ oder „Naga“ genannt wurde, und (b) dass unsere siebenfältige Einteilung von den Priestern der früheren Dynastien in Ägypten aus demselben Grund und auf derselben Grundlage benutzt wurde wie von uns. Das erfordert jedoch eine weitere Erklärung. Wie bereits festgestellt – was bei G. Massey als die vier Genien der vier Himmelsrichtungen und bei den Chinesen als Schwarzer Krieger und Weißer Tiger, Zinnoberroter Vogel und Azurblauer Drache bezeichnet wird, heißt in den geheimen Büchern die „vier verborgenen Drachen der Weisheit“ und die „Himmlischen Nagas“. Nun wurde, wie gezeigt, der siebenköpfige oder siebenfältige Drachen-Logos sozusagen im Lauf der Zeit in vier heptanomische Teile oder 28 Abteilungen aufgespalten. Jede lunare Woche hat im lunaren Monat einen bestimmten okkulten Charakter; jeder der achtundzwanzig Tage hat seine besondere Eigenschaft; wie jede der zwölf Konstellationen, einerlei ob getrennt oder in Verbindung mit anderen Zeichen, einen okkulten Einfluss hat, entweder zum Guten oder zum Bösen. Das repräsentiert die Summe des Wissens, welches die Menschen auf dieser Erde erlangen können. Aber nur Wenige sind es, die das erreichen, und noch weniger sind die weisen Menschen, die bis zur Wurzel der Erkenntnis gelangen, welche durch den großen Wurzeldrachen symbolisiert wird, den spirituellen Logos dieser sichtbaren Zeichen. Aber jene, die dahin gelangen, erhalten den Namen der „Drachen“, und sie sind die „Arhats der vier Wahrheiten der 28 Fähigkeiten“ oder Attribute, und wurden schon immer so genannt.

Um echte Chaldäer oder Magier zu werden, so behaupteten die alexandrinischen Neuplatoniker, müsse man die Wissenschaft oder Erkenntnis der Perioden der sieben Rektoren der Welt beherrschen, in welchen sich alle Weisheit befindet. In Proklos’ Kommentaren zum „Timaios“, I, wird Iamblichos eine andere Lesart zugeschrieben, die jedoch den Sinn nicht ändert. Er sagt, dass „die Assyrer nicht nur die Aufzeichnungen von sieben und zwanzig Myriaden von Jahren aufbewahrten, wie Hipparchos von ihnen behauptet, sondern ebenso die gesamten Apokatastasen und Perioden der sieben Weltherrscher“. Die Legenden aller Nationen und Völker, sowohl der zivilisierten als auch der wilden, weisen auf den einst universalen Glauben an die große Weisheit und Schlauheit der Schlangen hin. Sie sind „Schmeichler“. Sie hypnotisieren den Vogel mit ihrem

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Auge, und selbst der Mensch kann sich ihrem faszinierenden Einfluss oftmals kaum entziehen; daher ist das Symbol höchst passend.

Das Krokodil ist der ägyptische Drache. Er war das doppelte Symbol von Himmel und Erde, von Sonne und Mond, und war infolge seiner amphibischen Natur Osiris und Isis geweiht. Nach Eusebius stellten die Ägypter die Sonne als Steuermann eines Schiffs dar, und dieses Schiff wurde von einem Krokodil fortgetragen, „um damit die Bewegung der Sonne in der Feuchte (im Raum) darzustellen“ („Prepar. Evang.“, 1, 3, K. 11). Das Krokodil war ferner das Symbol Ägyptens selbst, des unteren, welches das sumpfigere der beiden Länder ist. Die Alchemisten vertreten eine andere Interpretation. Sie sagen, dass das in einem Boot über den Ether des Raumes fahrende Symbol der Sonne die Bedeutung habe, dass die hermetische Materie das Prinzip oder die Basis von Gold sei oder wiederum der philosophischen Sonne; das Wasser, in welchem das Krokodil schwimmt, stellt eben dieses Wasser dar oder diese Materie in verflüssigter Form. Das Schiff selbst schließlich stellt das Fahrzeug der Natur dar, in dem die Sonne oder das sulfurische, feurige Prinzip als Steuermann wirkt: weil es die Sonne ist, die durch ihre Einwirkung auf die Feuchtigkeit oder das Quecksilber das Werk leitet. Obiges ist nur für Alchemisten.

Die Schlange wurde erst während des Mittelalters zum Typus und Symbol des Übels oder des Teufels. Die ersten Christen – wie auch die ophitischen Gnostiker – hatten ihren dualen Logos: die gute und die böse Schlange, den Agathodaimon und den Kakodaimon. Das zeigt sich in den Schriften von Markus, Valentinus und vieler anderer, und insbesondere in der „Pistis Sophia“ – gewiss ein Dokument aus den frühesten Jahrhunderten des Christentums. Auf dem im Jahr 1852 nahe der Porta Pia entdeckten Marmorsarkophag eines Grabes findet sich die Darstellung einer Szene der Anbetung der Magier, „oder andernfalls“, bemerkt der verstorbene C. W. King in „The Gnostics“, „der Prototyp dieser Szene, die ‘Geburt der Neuen Sonne’“. Der Mosaikboden zeigte eine merkwürdige Zeichnung, die entweder (a) Isis darstellen mochte, wie sie den kleinen Harpokrates stillt, oder (b) die das Jesuskind nährende Madonna. In den die größeren umgebenden kleineren Sarkophagen wurden elf wie Schriftrollen aufgerollte Bleiplatten gefunden, von denen drei entziffert wurden. Deren Inhalt sollte als endgültiger Beweis einer viel erörterten Frage angesehen werden, denn sie zeigen, dass entweder die ersten Christen bis zum 6. Jahrhundert bona fide Heiden waren, oder dass das dogmatische Christentum insgesamt entlehnt war und alles in die christliche Kirche überging – Sonne, Baum, Schlange, Krokodil und alles Übrige.

„Auf der Ersten sieht man Anubia . . . eine Rolle vor sich haltend; zu seinen Füßen finden sich zwei weibliche Büsten; unter dem Ganzen umschlingen zwei, Drache und Krokodil, Schlangen . . . einen Leichnam, der wie eine Mumie eingewickelt ist. Auf der zweiten Rolle . . . ist Anubis, der ein Kreuz vor sich hält, das „Zeichen des Lebens“. Unter seinen Füßen liegt ein in die zahlreichen Windungen einer riesigen Schlange eingerollter Leichnam, des Agathodaimons, der Wächterin der Verstorbenen. . . . . Auf der dritten Rolle . . . trägt Anubis auf seinem Arm . . . . . den Umriss . . eines vollständigen lateinischen Kreuzes . . . Zu Füßen des Gottes findet sich ein Rhomboid, das ägyptische ‘Weltenei’, auf welches eine in einen Kreis geschlungene Schlange zukriecht . . . . unter den Büsten befindet sich der Buchstabe ω, in einer Zeile siebenfach wiederholt, an einen der ‘Namen’ erinnernd . . . Sehr bemerkenswert ist auch die Zeile anscheinend palmyrischer Schriftzeichen auf den Beinen des ersten Anubis. Wenn wir davon ausgehen, dass diese Talismane nicht aus dem Isis-, sondern aus dem neueren ophitischen Glauben hervorgegangen sind, kann in Bezug auf die Gestalt der Schlange gesagt werden, dass sie gut und gerne jene „wahre und vollkommene Schlange“ bedeuten kann, welche die Seelen aller auf sie Vertrauenden aus dem Ägypten des Körpers und durch das Rote Meer des Todes in das Land der Verheißung führt, indem

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sie dieselben auf ihrem Weg vor den Schlangen der Wüste schützt, d. h. vor den Beherrschern der Sterne“ (Kings „Gnostics“, S. 367-8).

Und diese „wahre und vollkommene Schlange“ ist der siebenbuchstabige Gott, der jetzt für Jehovah gehalten wird, und für Jesus, der eins ist mit ihm. In der „Pistis Sophia“, einem Werk, das älter ist als die Offenbarung des heiligen Johannes und offenbar derselben Schule angehört, wird der Initiationskandidat von Christos zu diesem siebenvokaligen Gott geschickt. „Die (Schlange der) Sieben Donner sprach(en) diese sieben Vokale“, aber „Versiegelt jene Dinge, welche die Sieben Donner sprachen und schreibt sie nicht auf“, sagt die Offenbarung. „Forschet ihr nach diesen Geheimnissen ?“, fragt Jesus in der Pistis Sophia. „Kein Geheimnis ist herrlicher als sie (die sieben Vokale): denn sie werden eure Seelen in das Licht der Lichter bringen“ – d. h. in die wahre Weisheit. „Nichts ist deshalb vorzüglicher als die Geheimnisse nach welchen ihr forschet, ausgenommen nur das Geheimnis der sieben Vokale und ihrer Vierzig und Neun Kräfte und deren Zahlen.“

In Indien war es das Geheimnis der Sieben Feuer und ihrer neunundvierzig Feuer oder Aspekte oder „deren Teile“, genau dasselbe.

Diese sieben Vokale werden durch das Symbol der Swastika auf den Kronen der sieben Häupter der Schlange der Ewigkeit dargestellt, in Indien, bei den esoterischen Buddhisten, in Ägypten, in Chaldäa etc. etc., und bei den Initiierten aller anderen Länder. Dabei handelt es sich um die in den hermetischen Schriften geschilderten sieben Zonen des nach dem Tode erfolgenden Aufsteigens, wobei der „Sterbliche“ auf jeder von ihnen eine seiner „Seelen“ (oder Prinzipien) zurücklässt, bis er schließlich, auf der über all diesen Zonen liegenden Ebene angekommen, als die große formlose Schlange der absoluten Weisheit – oder Gottheit selbst – verbleibt. Die siebenköpfige Schlange hat in den arkanen Lehren mehr als eine Bedeutung. Sie ist der siebenköpfige Draco, dessen Häupter jeweils ein Stern des Kleinen Bären sind. Sie war jedoch auch, und zwar vorwiegend, die Schlange der Dunkelheit (d. h. unerfassbar und unbegreiflich), deren sieben Häupter die sieben Logoi waren, die Reflexionen des Einen und erstgeoffenbarten Lichtes – des universalen Logos.

(HPB, GL I -Auszug; Neu-Übersetzung von Armin Zebrowski)


 

 

 

 

 

Mit herzlichem Gruß
Ihr Online Team
i. A. der Theosophischen Gesellschaft Adyar in Deutschland e.V.

 

 



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